Biodiversität gilt heutzutage als zentrale Bedingung für das Überleben der irdischen Natur. Jedoch wurde Biodiversität erst in den 1980er Jahren definiert und dabei nicht nur als konservatorisches Gebot formuliert, sondern auch als ein ökonomisches Prinzip, das die Servicefunktion der Natur aufrecht hält. Die Wahrnehmung der Natur als Dienstleisterin, die den Menschen mit Ökosystemdienstleistungen und -gütern versorgt, entstand mit der aufkommenden Dienstleistungsökonomie im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Der Erhalt natürlicher Diversität ist keineswegs selbstverständlich, sondern Teil einer Dienstleistungsökologie, die eine möglichst robuste und anpassungsfähige Natur im Namen des Menschen herzustellen sucht. Im Vortrag werden der ökologische Ansatz und die Praxis untersucht, nach der ein Ökosystem als Portfolio aufzufassen und gemäß den Regeln der Finanzwirtschaft zu managen sei: Falls clever investiert und desinvestiert werde, könnten Risiken diversifiziert und Verluste minimiert werden, ließen sich Gewinne optimieren und eine möglichst große Reaktionsbreite des Ökosystems erreichen. Ziel der Portfolio-Theorie der Biodiversität ist es, auch nach Krisen und Katastrophen die ökosystemische Funktionalität bzw. den Servicebetrieb für den Menschen aufrecht zu halten. Der Vortrag diskutiert am Beispiel der Biodiversifizierung als Investmentstrategie, inwiefern die „New Economy of Nature“, die sich dem Ziel des Naturerhalts verschrieben hatte, den kritischen Begriff des Naturkapitals in eine Ressource des Investmentbankings überführte.
QC 20130114